Wenn der Geist sich von den Wahrnehmungs- und Handlungsorganen (Indriyas) löst, erleben
wir mentale Abstraktion. Wenn die Indriyas die Objekte loslassen, verwandeln sie sich in die
Materie des Geistes und nehmen dessen Form an. Sie werden in die Bereiche des Geistes
zurückgezogen. Dies wird als Pratyahara oder Abstraktion bezeichnet. Wenn die Indriyas den
zugehörigen Objekten entzogen werden, ist es Indriya-Pratyahara.
Pratyahara ist ein weitgefasster, allgemeiner Begriff, der die Komponente Dama enthält. Dama
bewirkt das Zurückziehen der Indriyas. Diese Wirkung wird als Pratyahara bezeichnet. Wenn
du durch Yoga bewusst und willentlich Pratyahara erzeugst, wenn du den Geist bewusst mit
den Sinneswahrnehmungen verbinden oder ihn von diesen lösen kannst, dann hast du eine
wirklich grosse Regulierungsfähigkeit bezüglich des Geistes erlangt. Du kannst dann jederzeit
die nach aussen gerichteten Tendenzen oder die nach aussen strebenden Kräfte des Geistes
überprüfen. Pratyahara ist das Sprungbrett zum inneren spirituellen Leben. Jene, welche
Pratyahara meistern, können ihren Geist ziemlich bereitwillig für einen längeren Zeitraum
fokussieren. Wenn Pratyahara gemeistert wird, folgen automatisch Dharana und Dhyana.
Ein Yoga Aspirant muss hart dafür arbeiten, Pratyahara zu meistern. Dafür ist vollkommenes
Vairagya unabdingbar. Dies kann dir nach Jahren des stetigen und unermüdlichen Bemühens
gelingen. Im Yoga Sutra des Weisen Patanjali steht geschrieben (2:55):
Tatah parama vasyatendriyanam
Durch Pratyahara erlangt man die höchste Meisterschaft über die Sinnesorgane.
Was getan und was gelassen werden sollte
Ist Pratyahara gemeistert, sind alle Organe unter perfekter Kontrolle. Während einer Phase des
Sadhana ist es wichtig die fünf folgenden Punkte mit Sorgfalt einzuhalten: gehe nicht viel unter
Menschen, spreche nicht viel, gehe nicht viel herum, esse nicht viel, schlafe nicht viel.
Wenn du dich viel unter Menschen begibst, wird der Geist aufgewühlt. Häufiges Reden
zerstreut den Geist. Übermässiges Herumgehen verursacht Erschöpfung und Schwäche.
Zuviel Essen bewirkt alasyaand tandri, Faulheit und Schläfrigkeit.
Wenn du die Zügel der Pferde unter Kontrolle hast, wird die Reise sicher sein. Die Indriyas sind
die Pferde. Wenn du die Sinne effizient unter Kontrolle hast, kannst du auf dem Weg hin zu
Moksha eine sichere Reise erleben. Indriyas sind ohne die Hilfe des Geistes wirkungslos. Der
Geist ist ihr Herr und Gebieter.
Du findest das Original auf: http://www.yogamag.net/archives/2016/bfeb16/prat.shtml